
Nach 35 Tagen und über 1600 Kilometer auf dem Wasser erreiche ich am 5. September den Startpunkt meiner Mikroexpedition. Diese Entdeckungsreise wird mich nicht in ferne Welten führen, sondern zurück in die Schweiz. 1233 Kilometer werde ich mit meinem Stand Up Paddle Board gegen die Strömung des Rheins ankämpfen und auf meiner Tour mindestens CHF 1233.- Spendengelder sammeln, für Menschen, welche keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser haben.
Dass meine Reise aber schon viel früher, am 1. August bei der Rhonequelle, startete, hat seinen Grund. Ich wollte mich bewusst immer mehr vom sauberen Trinkwasser der Schweiz entfernen. Die Schweiz, welche auch als Wasserschloss Europas bezeichnet wird, besitzt ein unheimlich kostbares Gut, das für uns so selbstverständlich und in bester Qualität aus den Wasserhähnen sprudelt. In vielen Regionen der Welt und auch in Europa ist aber dieses Menschenrecht auf sauberes und sicheres Trinkwasser nicht gegeben. Ich wollte erfahren, was es heisst, wenn ich nur noch mit dem Wasser auskommen musste, das mich umgibt. Ein kompletter Verzicht auf Flaschenwasser zwang mich das Wasser aus den Kanälen und Flüssen zu filtern, um es trinkbar zu machen. Diese Erfahrung zeigte mir, was für ein unheimliches Glück und Privileg wir in der Schweiz haben, dass wir uns noch keine Sorgen darüber machen müssen, ob wir am nächsten Tag genug Trinkwasser haben werden.
Mein Plan mich auf der ersten Etappe zur Nordsee auf die kommenden 1233 Kilometer gegen die Strömung des Rheins vorzubereiten, ging nur bedingt auf. Unzählige Schleusen, Kanaltunnels und starker Gegenwind machten die ersten 35 Tagen meiner Tour zu einem kräftezehrenden Unterfangen. Mein Körper ist zurzeit sehr müde und die Energiedepots komplett leer. Auch mental hatte ich immer wieder zu kämpfen, doch erste Spenden und Menschen, welche mich und mein Projekt so selbstlos unterstützen, bauten mich immer wieder auf, so dass ich nun am Startpunkt meiner eigentlichen Mikroexpedition stehen kann.
In den kommenden Tagen werde ich beginnen, gegen die Strömung des Rheins anzupaddeln. Wieweit ich es auf dem Wasser schaffen kann und ab wann ich meine Reise zu Fuss fortsetzten muss, ist noch unklar. Sobald ich günstigen Wind habe, werde ich mit der eintreffenden Flut loslegen. Die Flut und der Rückenwind wird mir zu beginn helfen und es mit etwas leichter machen. Danach wird der Wind ein wichtiger Faktor spielen. Starker Gegenwind wird es mir unmöglich machen gegen die Strömung anzukommen und ich muss pausieren oder meinen Weg zu Fuss fortsetzten. Damit ich in solchen Momenten nicht einfach den Strapazen ausweiche und den Weg des geringsten Widerstandes gehe, werde ich pro Kilometer, den ich zu Fuss zurücklege, einen Fünflieber in das eigene Projekt spenden.